Wer denkt, Radwege entlang eines Flusses sind immer flach, der irrt sich gewaltig. Besonders dann, wenn es um die erste Etappe des Mulderadwegs entlang der Zwickauer Mulde geht. Diese Erfahrung habe ich am Reformationstag letztes Jahr gemacht.
Meine Tour beginnt auf dem Balkon des Vogtlands – Schöneck. Angereist bin ich mit der Vogtlandbahn. Durch das vogtländische Hügelland führt die Strecke vorbei an vielen kleinen Orten und Städten wie Falkenstein. Der anfängliche Bodennebel löst sich Stück für Stück auf. In den Niederungen entlang von Flüssen und Bächen hält sich dieser etwas länger und schmiegt sich um die niedrigeren Hügelkuppen. Die Sonne scheint und lässt die kühlen 3 Grad Plus etwas angenehmer erscheinen. Am Bahnhof Schöneck ist meine Bahnfahrt beendet. Ausgerüstet mit meiner Kamera und einem kleinen Rucksack startet hier nun meine Tour entlang der Zwickauer Mulde.
Der Mulderadweg entlang der Zwickauer Mulde
Doch bis es wirklich losgeht, muss zu allererst einmal die Quelle gefunden werden. Die Quelle der Roten Mulde befindet sich in den Wäldern um Schöneck. Zusammen mit der Weißen Mulde bildet sie nach ihrem Zusammenfluß ab der Talsperre Muldenberg die Zwickauer Mulde. Zur Quelle der Roten Mulde führt mich der erste Teil meiner Etappe leicht bergauf vorbei am IFA-Ferienpark und von dort hinein in den Wald. Zwei kleine Teiche an der Muldequelle bilden ein Idyll mit einigen Sitzmöglichkeiten und schönen Naturblicken.
Der Abstecher zur Muldequelle ist nicht offizieller Teil des Mulderadwegs und wird nur als kleiner Abstecher empfohlen. Die Strecke führt offiziell entlang der Muldenberger Straße Richtung Muldenberg, eine Landstraße, die ab und an stark befahren ist. Bevorzugst du es etwas ruhiger führt ein Weg entlang der Bahnstrecke bis hin nach Muldenberg.
Von Muldenberg über Hammerbrücke nach Jägersgrün
Angekommen im ersten Flößerdorf Deutschlands, dem kleinen Muldenberg, warten nahe des Floßplatzes zahlreiche Infotafeln auf und erklären die Geschichte des Flößens in dieser Region. Neben seiner großen Flößertradition hat Muldenberg noch einiges mehr zu bieten. Zu nennen ist hier allen voran die Talsperre Muldenberg. Eine der größten Trinkwassertalsperren in der Region.
Der Ort ist schnell durchquert und die Strecke führt uns, die Zwickauer Mulde kreuzend, nun hinauf nach Hammerbrücke. Der Anstieg nach Muldenberg ist der erste von vielen und bringt mich kurz etwas außer Atem. Von der Mulde ist ersteinmal nichts zu sehen. Doch das soll sich bald ändern. Dann ab dem Ortsausgang führt der Weg entlang der Mulde, die sich nun schon etwas größer präsentiert. Sanft verläuft sie hier in Richtung Jägersgrün und durchfließt das kleine Örtchen weiter in Richtung Morgenröthe-Rautenkranz.
Durch das „Weltraumdorf“ Morgenröthe-Rautenkranz
In Morgenröthe führt uns der Mulderadweg nur noch kurz entlang der Mulde. Die erste große Brücke im Ort Richtung Zentrum nutzen wir zur Überquerung der Mulde, die wir jetzt eine ganze Zeit lang nicht mehr sehen. Hier bietet sich nun ein kleiner Abstecher zur Raumfahrtausstellung an. Im Raumfahrtmuseum wird die Geschichte der Weltall-Erkundung präsentiert. Der erste deutsche Kosmonaut Sigmund Jähn wurde hier geboren, weshalb das Örtchen Morgenröthe-Rautenkranz auch den Beinamen „Weltraumdorf“ trägt.
Nach einer kurzen Besichtigung der Ausstellung geht es nun weiter auf dem Mulderadweg. Nicht nach Schönheide, wo die Zwickauer Mulde hinfließt, sondern bergauf vorbei an der Kirche der Carlsfelder und danach der Rautenkranzer Straße entlang. Steil hinauf geht es nun durch den Wald, die ein oder andere Lichtung offenbart herrliche Weitblicke und kurze Zeit später geht es in einer rasanten Abfahrt ebenso steil wieder hinab. Vorsicht ist geboten, wenn Laub liegt und dieses durch Regen und Tau schlittrig glatt wird.
Steil hinauf und hinab nach Eibenstock
Die Freude über die Abfahrt währt nicht lange. Mein Tourenbuch prophezeit mir weitere Höhenmeter fernab der Zwickauer Mulde. Der Anstieg entlang der Carlsfelder Hauptraße in Richtung Carlsfeld fühlt sich noch einigermaßen human an. Kräftezehrender wird es kurz nach der Wilzschmühle. Hier zweigt der Mulderadweg links ab und führt hinein in den Wald den Schlangenweg hinauf. Der Anstieg ist lang und anstrengend. Insbesondere dann, wenn man schon einige Zeit unterwegs ist und sich nach einem Mittagessen sehnt. Bis zum ehemaligen Torfhaus nahe dem 775m hohen Riedertberg überwinden wir auf 6km Länge knapp 160 Höhenmeter. Die anschließende Abfahrt nach Eibenstock ist dann wieder um einiges schöner.
Eibenstock – Freizeitparadies und Erholungort im Westerzgebirge
Hier angekommen, merke ich gleich, dass hier die Freizeit und Erholung ganz oben steht. Zahlreiche Wegweiser führen zu den Highlights im Ort. Neben Wurzelrudis Erlebniswelt, den Badegärten Eibenstock mit ihrer riesigen Saunawelt und der Allwetterrodelbahn gibt es zahlreiche Wintersportangebote, Lehrpfade und zahlreiche Sehenswürdigkeiten zu erkunden. Als Urlaubsort ist Eibenstock sicher eine gute Wahl. Ich gönne mir zu allererst einmal ein Mittagessen. Die Wahl fällt dabei auf den Ratskeller gegenüber der Stadtkirche im Zentrum Eibenstocks. Leckere regionale Küche in einer schönen Gaststube.
Nach erfolgter Stärkung erkunde ich kurz die Stickerei- und Bergstadt und fahre über die Sosaer Straße entlang des Mulderadwegs hinab nach Blauenthal. Der Ortsteil, der wie 12 größere und kleinere Ortsteile die Stadt Eibenstock bilden, hat ein besonderes Highlight zu bieten, das genau am Mulderadweg liegt. Der Blauenthaler Wasserfall ist Sachsens höchster Wasserfall. Imposant fällt er hier auf ca. 30m zu Tale.
Ein kleiner Abstecher zur Talsperre
Auch wenn ich schon reichlich kaputt war, lies ich mir es doch nicht nehmen zur Talsperre zu fahren. Sachsens größte Talsperre liegt nämlich leider nicht am aktuellen Streckenverlauf des Mulderadwegs. Nachdem ich die lange und vielbefahrene Straße hin zur Staumauer absolviert hatte entschied ich mich dann doch anders. Der Aufstieg hinauf zur Staumauer erschien mir dann doch etwas zu viel für meine untrainierten Waden. Stattdessen anektierte ich einen kleinen Ort und benannte ihn nach mir: Neidhardtsthal. Genug der Bescheidenheit, das kleine Dorf mit seinen wenigen Einwohnern ging aus einem Hammerwerk hervor und wurde nach Blauenthal und später nach Eibenstock eingemeindet. Nach einem kleinen Erinnerungsfoto ging es dann wieder zurück entlang der ehemaligen Bahnstrecke nach Aue.
Entlang der alten Bahnstrecke nach Aue
Dem Bau der Talsperre Eibenstock hat es der Mulderadler heutzutage zu verdanken, dass er auf einer sehr gut ausgebauten Strecke entlang der Mulde, die hier eine beachtliche Größe erreicht hat, radeln kann. Denn durch den Bau von Sachsens größter Talsperre in den 1970er Jahren wurde die Bahnstrecke Aue – Adorf stillgelegt und in den Nachwendejahren sukzessive ausgebaut und ist heute ab Blauenthal durchgehend bis Aue asphaltiert. Zahlreiche weitere Wege führen vom Mulderadweg ab und ermöglichen weitere Erkundungen.
Für mich genügte aber die Weiterfahrt nach Aue. Schlussendlich sollte ich am Ende des Tages 55km und 800 Höhenmeter überwunden haben.
Ein Highlight gab es allerdings kurz vor Aue noch. Der Mulderadweg durchquert einen 300m langen beleuchteten Tunnel. Ein weiterer Vorteil, den man als Radfahrer auf einer ehemaligen Bahnstrecke hat. Ohne die Stilllegung der Bahnstrecke wären vermutlich noch weitere Höhenmeter obendrüber hinzugekommen…
In Aue angekommen beendete ich die erste Etappe des Mulderadwegs, den ich für die Leipzig Tourismus & Marketing GmbH getestet habe.
Fazit: Schöne Landschaften, viel Wassernähe, unerwartet steile Anstiege
Vogtland und Erzgebirge sind zwei schöne Urlaubsgegenden. Davon habe ich mich bei meiner Kammweg-Wanderung im Mai bereits überzeugen können. Der Mulderadweg forderte mich zumindest auf der ersten Etappe ganz schön. Die folgenden Etappen des Radwegs bis zum Zusammenfluss mit der Freiberger Mulde und der Mündung in die Elbe sollten einfacher sein.
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