Johanniskirche Plauen

Heimatliebe. Mein geliebtes Plauen wird 900.

Heimatliebe. Mein geliebtes Plauen wird 900.

Inhaltsverzeichnis

Liebes Plauen,
lange haben wir uns nicht mehr gesehen und wenn, dann immer nur flüchtig für 1, 2 Tage an denen ich obendrein auch noch andere Verpflichtungen hatte. Nach unseren ersten intensiven 18 Jahren hat sich so etwas wie Alltag eingeschlichen. Ich weiß, dass es dich gibt, wie schön du bist und dass ich immer wieder zurückkommen kann und alles wie immer ist. Aber habe ich dir das auch schon mal gesagt? Ich glaube nein. Nun, wie fange ich an.

Ja, jetzt weiß ichs.

Du bist eine Spitzenstadt

Dein filigran fantasievoller weißer Stoff machte dich weltberühmt und sorgt noch heute dafür, dass man dich kennt. Im Spitzenmuseum kann ich deine schönsten Stoffe noch immer bewundern und ein wenig Einblick in die Herstellung der zum Teil kostspieligen Unikate erhalten. Und in der Schaustickerei kann man heute noch den Produktionsprozess verfolgen. Das Spitzenfest ist dein traditionelles Stadtfest mit einer Geschichte, die bis in das Jahr 1955 zurückreicht.

Du bietest wunderschöne Ausblicke

Blick vom Bärensteinturm in Plauen
Blick vom Bärensteinturm in Plauen

Dein Kemmler und Bärensteinturm sind ein schönes Duo. Auf zwei deiner sanft geschwungenen Hügel stehen Türme. Der eine, der Bismarckturm am Kemmler, offenbart Aussichten auf das Umland im Süden und die Innenstadt, von dem anderen kann ich die Innenstadt noch viel besser erkunden und von hier aus auch in das nördliche Umland blicken. Und wenn du gut gelaunt bist und mir etwas besonderes bieten willst, dann öffnest du auch die Pforten deines Rathausturms, von dem ich einen ganz nahen Blick auf die Altstadt erhalte.

Du hast ganz besondere Brücken

Friedensbrücke in Plauen
Friedensbrücke in Plauen

Deine Bruchsteinbogenbrücke über dem unterirdischen Lauf der kleinen Syra verhelfen dir zu einem Weltrekord. Denn deine Friedensbrücke ist die weltgrößte ihrer Art. Natürlich bist du viel zu bescheiden, um diese Tatsache immer zu erwähnen, aber stolz darauf bist du natürlich trotzdem. Genauso stolz bist du auf die alte, massive und breite Alte Elsterbrücke vor den Toren der historischen Altstadt. Denn diese ist, wie du sicherlich weißt, die älteste Brücke Sachsens. Bereits 1244 konnten Händler aus dem fernen Augsburg und dem nicht ganz so weit entfernten Nürnberg hier die Elster queren, Handel betreiben und weiterreisen. Zwei der bedeutendsten Handelswege der damaligen Zeit trafen hier aufeinander und führten von hier dann gemeinsam weiter Richtung Osten.
Und dann hast du noch die zweitgrößte Ziegelbrücke der Welt. Die Elstertalbrücke an der Grenze deines eingemeindeten Naherolungsorts Jößnitz liegt so wunderbar idyllisch im Grünen.

Du bist ein Naturfreund

Drache im Stadtpark Plauen
Drache im Stadtpark Plauen

Ach mein liebes Plauen, mit dir kann man so schön spazieren gehen.

Schau dir deinen schönen Stadtpark an. Wie erholsam ist es hier. Der Stadtparkteich, der Drache, die Vogelvolieren und die Ausflugsgaststätte Tennera mit ihrem Biergarten sind ein schöner Anlaufpunkt. Und gleich daneben liegt dein Syratal. Entlang der kleinen Syra kann ich mich hier wunderbar erholen und abschalten. Dabei wandere ich auch gerne mal vom Stadtpark durch das Syratal entlang des grünen Plauener Bands bis hinüber in der Reißiger Stadtwald vorbei am Vogtlandstadion bis „runter zur Miehl“ in den Biergarten der Pfaffenmühle.

Du bist ein Sportsfreund

Dein Vogtlandstadion. Ach wie gerne war ich hier und hab die großen Zeiten in den 1990er und 2000er Jahren in der Regionalliga und vor allem beim Sachsenpokal bejubelt. Dein VFC Plauen hatte in meiner Jugend seine wohl ruhmreichste Zeit, zumindest nach der Wende. Das blecherne „Live is live“ in der Halbzeitpause, der Duft der Stadionwurst, der immer euphorische Stadionsprecher Ingo Eckardt und die mal mehr mal weniger meckernde Mitte und Sitztribüne haben für Fußballerinnerungen gesorgt, die ich nicht vergessen werde. Gleich gegenüber im Freibad am Stadion hab ich schon als Kind die Abkühlung an heißen Tagen gesucht und hier (oder im Naddel) auch gefunden.

Du bist ein noch viel größerer Naturfreund

Elstertalbrücke
Elstertalbrücke

Ach mein liebes Plauen, mit dir kann man so schön wandern gehen.
Schau dir deinen schönen Reißiger Stadtwald, in dem ich viele Stunden meiner Kindheit verbracht habe, doch mal genauer an. Dort hast du Reste einer alten Wasserburg, einen Naturkundeweg am Stadion und einen wunderschönen Waldspielplatz. Und im  wildromantischen Nymphental, mit der im Tal gelegenen Pfaffenmühle kann ich mich erholen und austoben. Dein Elstertal ist sogar noch schöner. Hier an den Ufern der weißen Elster kann ich die Elstertalbrücke bestaunen, die die zweitgrößte Ziegelsteinbrücke der Welt ist. Schau dir Neundorf an, mit dem wunderschönen Naturschutzgebiet des ehemaligen Truppenübungsplatz. Wie schön lässt sich hier die Natur durchstreifen.

Du bist naherholsam

Auch liebe ich deine Talsperre. Hier kann ich mich erholen, mich mit Freunden treffen, Klettern gehen, Minigolfen oder Wassersport betreiben. Aber am liebsten fahre ich doch eine kleine Runde auf der Talsperre mit einem der nostalgisch anmutenden Ausflugsdampfer.

Du bist erfahren

Johanniskirche Plauen
Johanniskirche Plauen

Nein, du bist nicht alt. Auch wenn du 1122 erstmals urkundlich erwähnt wurdest, bist du nicht alt. Schau dir doch Bautzen an. 1000 Jahre und mehr. Da bist du geradezu ein junger Hüpfer. Und doch feierst du in 2022 dein 900jähriges Bestehen. Allerhand hast du geplant in deinem großen Jahr. Ich werde bestimmt öfters vorbei schauen und in deiner Vergangenheit stöbern und in vielen Erinnerungen schwelgen.

Aber klar, deine besten Zeiten hast du leider hinter dir. Über 128.000 Leute wollten Anfang des 20. Jahrhunderts hier leben. Anfang des 20. Jahrhunderts warst du einer der teuersten Städte Deutschlands. Bis dann die beiden Kriege kamen, die von deiner Pracht – man denke an das wunderschöne Café Trömel, dass ich nur von Bildern kenne – nicht mehr viel übrig liesen. Durch die beiden Weltkriege hast du 46.000 deiner Einwohner verloren. Und vieles von deinem Glanz. Du galtest als eine der am stärksten zerstörten Städte Deutschlands. Der Wiederaufbau glückte, aber die 40 Jahre Sozialismus machten es nicht besser. Den morbide Charme der Wendezeit hast du hinter dir gelassen. Du hast dich die letzten Jahrzehnte rausgeputzt und verändert.

Du bist das Volk

Weißt du noch damals im Herbst 1989? Da warst du einer der ersten Städte in denen gegen die Mißstände in der DDR auf einer Großdemonstration protestiert wurde. Und ich war auch einmal mit dabei.

Du bist gemütlich

Rathaus Plauen
Rathaus Plauen

Ach, wie sehr mag ich deine Altstadt. Deine Kopfsteinpflastergassen. Deine Sehenswürdigkeiten. Deine leckeren Gaststätten. Schau dich doch mal um. Dein Giebelrathaus mit der wunderschönen Rathausuhr ist einzigartig. Dein Nonnenturm als ehemaliger Teil der Stadtmauer ist sehenswert. Hier soll der Sage nach übrigens eine Nonne lebendig eingemauert worden sein. Daher hat der Turm seinen Namen. Deine Weberhäuser an den Ufern der Elster wirken romantisch verklärt und wie aus einem Märchen. Hoch über ihnen thront die Johanniskirche, deren beide Türme das Stadtbild prägen und das Malzhaus mit seinem Fachwerk.
Deine alten Straßenbahnwagen, die so schmal und kantig wirken, sehe ich anderswo kaum mehr. Und wenn alle dort unten am Tunnel – der mit der großen grünen Wiese und dem Springbrunnen früher noch viel schöner aussah – alle Bahnen zusammenkommen, um nach kurzer Wartezeit in alle entfernten Stadtteile zu fahren, fühlst du dich schon beinahe wie eine Großstadt an.

Du bist informativ

Vater und Sohn von e.o. Plauen
Vater und Sohn von e.o. Plauen

Neben dem Spitzenmuseum kann ich noch weitere Museen besuchen und mich über dich informieren. Im Vogtlandmuseum gefällt mir deine alljährliche Weihnachtsausstellung am besten. Die Informationen über die Stadt und das Vogtland, sowie dessen Geschichte sind informativ aufgearbeitet .
Und in der Galerie e.o.plauen erfahre ich viel über den Plauener Erich Ohser, der durch seine Geschichten von Vater und Sohn deutschlandweit bekannt geworden ist.

Du bist kulturell

Vogtlandtheater Plauen
Vogtlandtheater Plauen

Dein Vogtlandtheater ist ja gerade in aller Munde, weil der Spielbetrieb radikal gekürzt werden soll. Ich muss gestehen, auch ich bin früher nicht oft dort gewesen. Aber schade um den Kulturstandort Plauen wäre es schon, würdest du schließen. Dann bliebe von dir nur ein imposanter Bau mit schönen Säulen übrig. Und dann hast du noch deine Festhalle mit einem gewissen sozialistischen Charme, in dem ich gerne Kabarettisten und Komikern bei ihrem Programm beiwohne. Im Malzhaus finden auch jede Menge Musik- und Kulturveranstaltungen statt. Hier, auf den Resten der alten Plauener Burg, wurde nach dem Umzug der Fürsten auf den Hradschin gemälzt und gebraut. Dein Parktheater ist insbesondere im Sommer als Freilichtbühne eine wunderschöne Veranstaltungsfläche für Konzerte, Shows und Theaterstücke.

Warum bin ich weg?

Nun, du bist strukturschwach. All deine großen, stolzen Betriebe sind geschlossen, haben schwere Zeiten durchgemacht und sich nie wieder richtig erholt. Ich konnte hier in der Nähe nicht studieren, also bin ich weg und habe deine Entwicklung dennoch immer aus der Ferne verfolgt. Und ich muss dir gestehen, ich habe mich in Dresden verliebt. Aber du bleibst weiter in meinem Herzen.
Mein liebes Plauen, ich verspreche wieder, öfter nach dir zu sehen. Manchmal bin ich ja schon überrascht, wie stark du dich optisch verändert hast. Wenn auch nicht immer zum Guten. Dennoch bin ich stolz auf dich, glücklich und zufrieden mit dir. Deine Geschichte ist ein Auf und Ab, deine Sehenswürdigkeiten sind liebenswert und deinen Freizeitmöglichkeiten vielseitig. Schön, dass es dich gibt, meine Heimat.

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Matthias
Matthias
Als gebürtiger Vogtländer, der in Chemnitz zur Berufsschule ging, in Dresden studiert und lebt, ist mir Sachsen ans Herz gewachsen. Meine Begeisterung über die Sehenswürdigkeiten des Freisaats möchte ich gerne mit anderen teilen. Mehr über mich und den Blog erfahrt ihr auf der Über mich-Seite

4 Antworten

  1. Hallo Matthias,
    mir gefällt Dein Beitrag zu Plauen einfach super. Ich bin im Krieg geboren und habe die Zeit bis zum heutigen Tag in Plauen und in Dresden miterleben dürfen. In Plauen natürlich eher hautnah, in Dresden aber mehrmals im Jahr bei meinem Onkel. Mit Grauen erinnere ich mich an die Ruinenwüsten in beiden Städten. Heute habe ich gute Freunde in DD, meine Enkels studieren da. Ich muß nicht viel mehr hinzufügen. Leider stimmt der Dein letzter Absatz „ warum bin ich weg“ treffend. Leider. Und das stimmt mich traurig.

    1. Hallo Rolf, vielen Dank für die netten Worte. Leider kann man den letzten Absatz über so viele Orte in den sächsischen Region fernab von Leipzig, Dresden und Chemnitz schreiben. Dennoch bleibt die Heimat Heimat. Und dahin komme ich immer wieder gerne zurück.

  2. Mein Urgrossvater stammte aus Plauen und wanderte als begabter Stickerei-Dessinateur in die Schweiz nach St. Gallen aus. Er heiratete die Schwester seines Patrons, der eine Stickerei-Fabrikation betrieb.
    Als Kind blätterte ich in seinen Entwurfs-Büchern und bewunderte die feinen Stickerei-Motive. Im Verlauf des 2. Weltkrieges ging der Kontakt zu den Verwandten in Plauen leider verloren. Viele von ihnen arbeiteten ebenfalls in der Stickerei-Branche.
    Dieses oder nächstes Jahr möchte ich Plauen unbedingt besuchen und ausgiebig erkunden.
    Mein Familienname „Blessner“ ist einmalig geblieben in der Schweiz, da es immer nur einen männlichen Nachfolger gab, der den Namen weitertragen konnte. Ob sich der in Plauen noch findet?

  3. Ich bin eine ehemalige Plauenerin. Viele Jahre schon wohne ich mit meiner Familie in Berlin. Aber Plauen ist und bleibt meine Heimat.Nur noch selten komme ich hierher, um das Grab meiner lieben Eltern zu besuchen. Mein Vati war 20 Jahre als Opernsänger am Plauener Theater engagiert. Martin Meuschke-er war sehr beliebt. Plauen- du bleibst in meinem Herzen. Danke für die schönen Jahre.

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