Es ist eine lange Anreise durch das wildromantische Kirnitzschtal auf den Spuren der Kirnitzschtalbahn, vorbei am Lichtenhainer Wasserfall bis ganz ans Ende des Tals, wenn man in Sachsens schönstes Dorf fahren will. Doch die Anreise lohnt sich. In seiner Gesamtheit ist das Dorf wahrlich idyllisch, naturnah und ruhig.
Hinterhermsdorf im Kirnitzschtal
Hinterhermsdorf ist ein kleines Dorf, dass zur Stadt Sebnitz gehört und sich am Ende des Kirnitzschtals befindet. Angelegt wurde es bei seiner Gründung als Waldhufendorf. Die Hufen waren gleichmäßig angelegte Flächen, auf denen die Besitzer ein Haus bauen durften und die restliche Fläche bewirtschaften durften. Zumeist wurden diese Flächen nebeneinander angelegt und führten entlang eines Flußverlaufs parallel zueinander. Heute lassen sich die Hufen noch erahnen.
In Hinterhermsdorf angekommen spürt man gleich den Flair des Dorfes. Nach dem langen engen Kirnitzschtal, dass bei der Anreise passiert werden muss, da Hinterhermsdorf in einer Art Sackgasse liegt, bietet sich hier genug Raum zum Atmen. Das Dorf liegt inmitten von sanften Hügeln, auf denen saftig grüne Wiesen wachsen. An das sanfte Hügelland mit seinen Wiesen schließen Wälder an, in denen es einiges zu entdecken gibt. Doch bevor wir in diese gehen schauen wir uns ein wenig in Hinterhermsdorf um.
Umgebindehäuser in Hinterhermsdorf
Ein wesentlicher Faktor, der für die Ruhe und Gemütlichkeit des Ortes verantwortlich ist, sind die Umgebindehäuser. Der regionaltypische Hausbau eines Umgebindehauses ist hier omnipräsent. Ganze 72 Umgebindehäuser sorgen dafür, dass Hinterhermsdorf das Dorf mit den meisten Häusern dieser Art in der Region ist. Einzig in der Oberlausitz gibt es Orte mit noch mehr Umgebindehäusern. Das besondere an den Umgebindehäusern ist die Bauweise aus zwei unabhängig voneinander existierenden Baukörpern. Der eine ist die Blockstube, mit eigenem Decken- und Wandabschluss steht sie innerhalb des Gebäudes. Der zweite Baukörper ist das Ständerwerk, das den Obergeschoss und Dachbau trägt und die Blockstube umschließt. Die Ständer tragen dabei die Lasten des zweiten Baus. Typischerweise sind Umgebindehäuser größtenteils aus Holz errichtet.
Waldarbeiterstube Hinterhermsdorf
In einem dieser Häuser befindet sich die Waldarbeiterstube. Hier erfährt man allerhand in die Lebensweise der Hinterhermsdorfer Bevölkerung im 19. Jahrhundert und kann sich über die Geschichte des Ortes informieren.
An der Giebelseite des Hauses werden Pflanzen, Stauden und Sträucher angepflanzt, die einst auch in den heimatlichen Dorfgärten wuchsen.
Dorfgeschichtlicher Rundgang
Noch mehr mit der Geschichte der Region und des Dorfs kann man sich auf dem angelegten Dorfgeschichtlichen Rundgang auseinandersetzen. An insgesamt 30 Stationen erfährt man Wissenswertes und Kurioses aus der Stadtgeschichte. Sehenswürdigkeiten, Aussichtspunkte, bedeutende Umgebindehäuser des Ortes werden vorgestellt. Ein kleiner Plan ist kostenlos im Haus des Gastes und in der Heimatstube erhältlich.
Auf dem Weg durch das Dorf erfährt man zum Beispiel auch, dass die Cholera früher auch nicht hier Halt machte…
Die Engelskirche
Im Ort nicht zu übersehen ist die Engelkirche einer Anhöhe. Ihren für evangelische Verhältnisse eher ungewöhnlichen Namen erhielt sie für ihren Taufengel, der sich im Kircheninneren befindet.
Sehenswert in der Kirche sind zudem die 15 weiteren Engel auf dem Altar.
Die längste Bank Sachsens
Ganze 36.9 handvermessene Meter beträgt die Länge der aus einem Baum gefertigten längsten Bank Sachsens vor der Toren der Waldhusche. Die Ortsfeuerwehr erbaute diese Bank in einem 48-Stunden-Projekt. Von hier aus kann man den Blick auf Hinterhermsdorf, das sanft geschwungene Hügelland und den Weifberg bei einer kleinen Brotzeit ganz gut genießen. Übrigens ist die Bank genauso lang, wie der Weifbergturm hoch ist.
Die Waldhusche
In den sogenannten Huschen wurden früher von den Forstleuten errichteten Rutschen bezeichnet, auf der die geschlagenen Holzstämme von den Berghängen ins Tal „huschten“. Heute kann man sich im Waldgebiet im Süden Hinterhermsdorfs spielerisch informieren. Besonders für Kinder ist die Waldhusche ein kleines Erlebnisparadies. Auf 66 Hektar Gesamtfläche wurden 3 Themenpfade angelegt, die sich mit der Geschichte des Waldes, verschiedenen Pflanzen und Tieren zum Teil spielerisch auseinandersetzen. Vier verschiedene Wege führen durch das Areal und informieren über verschiedene Themen:
- Der Waldkundeweg informiert über die Aufgaben der Nationalparkverwaltung, um den Wald naturnäher zu gestalten
- Der Historische Waldnutzungsweg informiert über die existenzielle Bedeutung des Waldes und der früher im Wald gewonnenen Produkte
- Der Naturgenussweg stellt besonders ansprechende Aussichten und Naturschönheiten vor
- Auf dem Waldabenteuerweg erleben vor allem Kinder auf vielen Waldspielstationen Abenteuer
Der Weifberg
Einen Abstecher auf den Weifberg mit seinem Weifbergturm sollte man in jedem Falle unternehmen, wenn man zum ersten Mal in Hinterhermsdorf ist. Der Aussichtsturm bietet herrliche Fernsichten in die Felslandschaften der Sächsischen Schweiz, der Böhmischen Schweiz und bei guter Fernsicht sogar ins Zittauer Gebirge, Riesengebirge und Isergebirge. Ein Panorama, das eine Sichtachse von 270 Grad auf die schönsten Gebiete der hinteren Sächsischen Schweiz bietet.
Die Obere Schleuse und das Kirnitzschtal
Ein weiteres touristisches Highlight ist eine Kahnfahrt auf der Oberen Schleuse in der Kirnitzschklamm. Auf dem künstlich gestauten Gewässer werden Kahnfahrten auf historischen Kähnen angeboten. Anschließend bietet sich eine Wanderung durch die wilde Kirnitzschklamm zurück nach Hinterhermsdorf an.
Fazit – Ein sehenswerter Erholungsort
Erholung wird groß geschrieben in Hinterhermsdorf. Die traumhafte Lage am Rande der Sächsischen und Böhmischen Schweiz machen das kleine Dorf, dass nicht nur schönstes Dorf Sachsens, sondern auch eines der 18 schönsten Dörfer Deutschlands ist, zu einem beliebten Ausflugs- und Urlaubsziel für Wanderer.