Als bedeutendstes Schloss der Frührenaissance zählt das Schloss Hartenfels in Torgau. Dessen Schätze und Geschichte der Jahrhunderte sind noch heute sicht- und erlebbar. Begleitet mich auf einem Streifzug durch die Gemäuer des Schlosses.
Schloss Hartenfels – Eine kleine Geschichte der Zeit
Zwar reicht die Geschichte des Schlosses bis ins 11. Jahrhundert zurück, allerdings ist der heutige Kapellenturm aus dem 14. Jahrhundert – wohl einst der Bergfried – der älteste erhaltene Teil der Burg. Einen großen Bauboom erlebte das Schloss dann im 15. Jahrhundert, als Friedrich der Sanftmütige Torgau zu einer seiner bevorzugten Residenzen ernannte und sich das sächsische Herrschergeschlecht der Wettiner verkrachte und sich in die albertinische Linie und die ernestinische Linie aufspaltete. Erstere residierte fortan in der Meißener Albrechtsburg, zweitere hier in Torgau auf Schloss Hartenfels.
Der Bauboom hielt im 16. Jahrhundert ungebremst an und verhalf dem Schloss zu seiner herausragenden Bedeutung der Frührenaissance. Anteil an seiner herausragenden Bedeutung hatten unter anderem Martin Luther, Lucas Cranach der Ältere und Kurfürst Johann Friedrich der Großmütige als bedeutende Personen ihrer Zeit, die hier lebten und wirkten.
Mit dem Wegzug der Albertiner im 16. Jahrhundert nach Dresden avancierte das Schloss zum Verwaltungssitz der Sachsen und später der Preußen. Im 20. Jahrhundert wurde das Schloss Hartenfels als Zentrale des Wehrmachtstrafsystems im Nationalsozialismus genutzt. Berühmtheit erhielt das Schloss als besondere Kulisse. US-amerikanische und sowjetische Armeeeinheiten besiegelten am 25. April 1945 auf der zerstörten Elbbrücke bei Torgau per Handschlag symbolisch das nahe Ende des 2. Weltkrieges.
Heute ist es mit seinem Landratsamt wieder Verwaltungssitz und mit seinen zahlreichen Museen und Ausstellung touristisches Ziel zahlreicher Urlauber und Tagesgäste.
Vorbei an wilden Bären – Der Bärenzwinger auf Schloss Hartenfels
Gut, vielleicht sind sie doch nicht ganz mehr so wild. Und im Angesicht des Schweißes musst du auch nicht am Einlass kämpfen, um in das Schloss zu gelangen. Dennoch sind die Bären im Bärengraben des Schlosses wilde Tiere. Auch wenn sie dann und wann den Eindruck einer gelangweilten Bande machen, deren Terrain längst verteidigt und erkundet ist. Der Bärenzwinger hat Tradition am Hofe. Schon im 15 Jahrhundert fing man einen Bären und hielt ihn hier. Unterbrochen wurde die Tradition dann im 18 Jahrhundert und fand ihre Wiederaufnahme dann in den 1950er Jahren. Heute kann man die Bären beim Spielen, Ausruhen und Futtern beobachten. Nach der Bärenbeobachtung geht’s dann aber gleich ins Schloss. Denn dort gibt es so manch Prunkvolles, Geheimnisvolles und Besonderes zu bestaunen.
Schlosskirche Hartenfels – erster evangelischer Kirchenbau der Welt
Von besonderer Bedeutung ist die unscheinbare Schlosskirche, die sich nur durch ihr Eingangsportal als solche verrät. Ansonsten integriert sich die Schlosskirche nahtlos in die Fassadengestaltung des Nordflügels und stellt damit eine kleine Besonderheit unter Sachsens Kirchen dar.
Die noch viel größere Besonderheit ist allerdings die Tatsache, dass die Schlosskirche der erste protestantische Kirchenneubau der Welt ist. Damit galt Torgau in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts als Zentrum der Reformation. Martin Luther höchstpersönlich weihte 1544 den Kirchenbau und verwirklichte damit seine Vorstellungen in Kunst und Architektur auf eindrucksvolle Weise.
Die Kirche selbst reicht über drei Geschosse, der geprägt wird von zwei umlaufenden, steinernen Emporen und dem auffälligen Stern- und Netzgewölbe im Inneren.
Der Wendelstein – Beeindruckendes Meisterwerk der Architektur
Eine weitere Sehenswürdigkeit ist der Wendelstein des Schloss Hartenfels. Zu übersehen ist die repräsentativ gestaltete Wendeltreppe nicht. Die fast 20 Meter hohe freitragende Treppe dominiert den Innenhof des Schlosses und, fällt sofort auf. Innerhalb von 2 Jahren wurde die Hofseite von 1533 bis 1535 gebaut. Insbesondere durch den Wendelstein zählt die Hofseite im Osten zu einer der bedeutendsten architektonischen Leistungen der deutschen Frührenaissance.
Und das wie ich finde zu Recht. Die detailliert ausgearbeiteten Wappen der Fürsten des Schlosses schaffen einen ersten Blickfang, den es in jedem Falle näher zu betrachten gilt. Und auch wenn du vielleicht nicht hinter die Türen der oberen Räume schauen kannst, die vom Wendelstein aus in das Schloss führen, lohnt sich ein Aufstieg. Zum einen des Blickes auf das Schloss wegen, zum anderen wegen der gelungenen Architektur und Gestaltung der Treppe, deren endlos erscheinender verdrehter Bau letztendlich in einem Schlussstein des Bildhauers mündet.
Ein Beispiel hat sich dieser im übrigen an der Wendeltreppe der Meißener Albrechtsburg genommen, deren Wendelstein einige Kilometer elbaufwärts neu interpretiert wurde
Der Hausmannsturm – Nah- und Fernsichten auf Torgau
Wenn du einmal im Schloss Hartenfels bist, solltest du unbedingt die Stufen des Hausmannsturms besteigen. Die Sicht auf das Schloss, auf Torgau und das Umland ist äußerst lohnenswert. Zu deinen Füßen liegt dir nicht nur das Schloss und die Stadt, sondern auch die dahin schlängelnde Elbe. Bei schönem Wetter kannst du Weitsichten bis nach Leipzig,
Am Eingang musst du eine Drehtür durchqueren und 1 Euro Eintritt bezahlen. Halte diesen passend zur Hand. Der Automat wechselt nicht. Danach steigst du die Wendeltreppe hinauf bis in die obersten Gemäuer und genießt die Fernsicht.
Die Ausstellungen auf Schloss Hartenfels
Die Räume des Schloss Hartenfels werden heute für zahlreiche Ausstellungen genutzt. So widmen sich einige Räume einer Sonderausstellung. Bis Ende Oktober wurden zum Beispiel die SCHÄTZE EINER FÜRSTENEHE als Leihgabe der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden ausgestellt. Zusätzlich präsentierte das Schloss Werke von Armin Müller-Stahl im Rahmen einer weiteren Sonderausstellung. Neue Ausstellungsthemen werden folgen. Diese werden angesichts des Lutherjahres 2017 sicherlich im Zeichen des großen Reformators stehen.
Eine weitere Ausstellung ist die ständige Präsentation der »Spuren des Unrechts«. Hier werden schwerpunktmäßig Wehrmachtjustiz, Sowjetische Speziallager und der DDR-Strafvollzug vorgestellt und verarbeitet. Das Dokumentations- und Informationszentrum (DIZ) Torgau hat täglich von 10-18 Uhr geöffnet und präsentiert die Geschichte Torgaus als Haftort im 20. Jahrhundert.
Eine besondere Aufwertung erfährt das Schloss dann ab 2017. Denn nächstes Jahr werden die Kurfürstlichen Gemächer, Zentrum der politischen Macht im Zeitalter der Reformation erstmalig wieder erlebbar sein.
Mein Geheimtipp im Schloss Hartenfels – Das Lapidarium
Tief unten in den Kellergewölben der Schlossmauern befinden sich steinerne Zeugen der vergangenen Jahrhunderte. Wenn du den Schlossinnenhof auf der Nordseite verlässt und neben der Kirche den Durchgang wählst, gelangst du zum Lapidarium, dass sich in den Kellergewölben des Schloss Hartenfels befindet.
Hier unten warten echte Zeitzeugen vergangener Jahrhunderte auf dich. Und das schöne: Du kannst auf eine kleine „Schnizeljagd“ gehen. In den Räumen des Lapidariums sind zahlreiche Ausstellungsstücke präsentiert, die früher den Wendelstein oder den Erker des Nordflügels zierten. Heute sind diese restauriert und erstrahlen nachgebaut in ihrer ursprünglichen Pracht. Wenn du aufmerksam durch das Lapidarium gehst und die Bildhauerkunst des Erkers und Wedelstein bewunderst, wirst du jedes der im Lapidarium ausgestellten Kunstwerke im gesamten Schloss originalgetreu restauriert wiederfinden.
Interessant ist es dabei zu sehen, wie stark der Zahn der Zeit an den steinernen Bildhauerkunstwerken genagt hat. Die Einzelelemente des Erkers bekommen einen separaten Raum im Lapidarium und auch die Wappen am Wendelstein erhalten eine ganz besondere Präsentationsfläche in den Kellergewölben des Schloss Hartenfels.
Hier unten residierten übrigens früher die Gäste des Hofes. Für heutige Verhältnisse ziemlich gewöhnungsbedürftig, muss es zu damaligen Zeiten schon fast Luxus gewesen zu sein, im Trockenen und in Sicherheit einer Burg zu residieren.
Schloss Hartenfels in Film und Fernsehen
Dörnröschen, lass dein Haar herunter! 1970 diente Schloss Hartenfels als Kulisse des DEFA-Klassikers, der alljährlich zur Weihnachtszeit in den dritten Programmen läuft. Der aufmerksame Beobachter erkennt das Schloss Hartenfels sicher wieder.
Die Veröffentlichung der Motive erfolgte mit Bildgenehmigung durch freundliche Unterstützung des Schlösserland Sachsen.