Das Wetter war zum Wandern nicht geeignet und für einen Museumstag zu gut. Also was macht man? Richtig. Ab ins Auto und die Gegend erkunden und einige Highlights der Oberlausitz erfahren.
Wohlgemerkt, die nächsten 10 Sehenswürdigkeiten sind nicht alle Highlights, dafür ist die Oberlausitz zu groß und an einem Tag nicht zu erfahren, aber auf unserer Strecke von gerade einmal 150km findet man schon viele Highlights der östlichsten sächsischen Freizeitregion.
Start in Jonsdorf, Zittauer Gebirge
Die Highlights vom Zittauer Gebirge habe ich ja bereits in einem separaten Beitrag vorgestellt. Allein hier im südöstlichsten Zipfel Sachsen rund um Jonsdorf und Oybin findet man genügend Sehenswertes um eine Hitliste zu erstellen. Deshalb spare ich diese hier aus. Stattdessen führt uns der Weg von Jonsdorf in Richtung Oderwitz und von dort aus weiter nach Herrnhut.
Highlight 1 – Herrnhut
Neben dem Erzgebirge mit seinen Schwibbögen, Nussknackern und Räuchermännchen gibt es noch ein weiteres Dekorationshighlight aus Sachsen. Ein echtes Original sozusagen. Die Herrnhuter Sterne aus dem gleichnamigen Ort in der Oberlausitz. In der Manufaktur wurde eine Schauwerkstatt eingerichtet, bei der du die Herstellung der Sterne beobachten kannst. Eine kleine Ausstellung informiert über die Geschichte der Sterne und im Werksverkauf kannst du dir Sterne für Drinnen und Draußen in fast allen erdenklichen Größen und Farben kaufen.
Highlight 2 – Die Spreequellen
Zugegeben, Herrnhut war ein Abstecher. Folglich geht der Weg wieder dort hin zurück, wo wir eben her gekommen sind und führt uns in den Stadtverbund Ebersbach-Neugersdorf. In beiden Orten ist eine von 3 Spreequellen beheimatet. Die erste ist in Neugersdorf direkt vor dem Schwimmbad platziert. Die Quelle, die du dort siehst ist eine künstliche. Die zweite Spreequelle ist wenige Kilometer weiter entfernt in Ebersbach. Hier am Spreeborn wurde ein Pavillon errichtet, der auf die Spreequelle hinweist. Sie ist die zuerst erwähnte der drei Quellen und wurde bereits 1736 als solche ausgemacht. Die dritte liegt im Berggebiet des Kottmars in 478 m Höhe am Westhang.
Highlight 3 – Die Kottmarsdorfer Bockwindmühle
Nachdem wir zwei der drei Spreequellen in Augenschein genommen haben führt uns unser Roadtrip durch die Oberlausitz weiter nach Kottmarsdorf. Das kleine Dorf nordwestlich des Kottmar bietet einige kleine Besonderheiten. Die bekannteste und schönste ist zweifelsfrei die prächtige von weither sichtbare Bockwindmühle am Hang des kleinen Ortes in prädistinierter Lage für regelmäßigen Wind. Doch auch die Barockkirche im Ort ist sehenswert. Bei klarer Sicht gibt es in der Nähe der Bockwindmühle außerdem noch einen kleinen Parkplatz hinter dessen Hecke sich eine herrliche Rundumsicht offenbaren soll. Und dann hat das kleine Kottmarsdorf mit seinen 500 Einwohnern tatsächlich auch noch ein Museum. Und was für eins: Ein Friseurmuseum. Höchstwahrscheinlich das einzige in Sachsen.
Highlight 4 – Das Umgebindedorf Obercunnersdorf
Das nächste Hightlight auf unserer Tour ist das schon etwas größere Obercunnersdorf. Schon bei der Einfahrt in den Ort wird deutlich, was das besondere an dem Ort ist. Wie in einem Freilichtmuseum aneinandergereiht steht hier ein Umgebindehaus am nächsten. Eines prächtiger hergerichtet als das andere. Jedes mit einem kleinen Garten vor der Haustür mit zahlreichen Blumen, Beeten und Rabatten. Ein Denkmalrundgang durch den Ort führt vorbei an den schönsten und bedeutendsten der insgesamt 250 Umgebindehäusern im Ort. Neben den Häusern ist die augenscheinlichste Sehenswürdigkeit das 340m lange Viadukt der ehemaligen Eisenbahnstrecke Löbau – Zittau. Die Strecke ist stillgelegt. Auf das Viadukt führt ein kleiner Pfad. Von hier oben ist der Blick auf Obercunnersdorf genial.
Highlight 5 – Löbau, die Liebliche
Das liebliche Löbau, dessen obersorbischer Name Lubij lieblich bedeutet, ist eines der Sechstädtebund-Städte und verdankt seinen Reichtum diesem im Jahre 1346 begründeten Schutzbündis mit Bautzen, Kamenz, Görlitz, Zittau und dem heute polnischen Luban. Die kleine Altstadt wird aktuell kräftig rausgeputzt. Alte Bausubstanz prägt aber immer noch das Bild der Nebengassen. Dennoch sind das Rathaus, die barocken Bürgerhäuser am Altmarkt, die drei Postmeilendistanzsäulen, die beiden Kirchen Nikolaikirche und Mariä Namen sowie das König-Albert-Bad oder auch die Brücknersche Villa sehenswert und bequem bei einem kleinen Spaziergang durch die Altstadt zu erlaufen.
Unbedingt sehenswert ist das Haus Villa Schminke, eines der bedeutendsten Werke der klassischen Moderne. Anfang der 1930er Jahre erbaut war es stilprägend für eine ganze Epoche und ist heute ein Museum und Veranstaltungshaus. Als privates Wohnhaus für einen Nudelfabrikanten komzipiert ist es heute Ziel von Fachexkursionen aus aller Welt und Gegenstand zahlreicher Veröffentlichungen. Selbst Übernachtungen sind heute hier möglich.
Highlight 6 – Der König-Friedrich-August-Turm
Ebenfalls in Löbau, beziehungsweise an dessen Stadtrand auf dem Löbauer Berg, befindet sich der König-Friedrich-August-Turm. Und dieser Turm hat es in sich. Der 28m hohe Aussichtsturm ist gusseisern und der einzige dieser Art in Europa.
Man stelle sich vor: Die gusseiserne Baukonstruktion besteht aus ungefähr 1000 Einzelteilen, wurde duech Steckverbindungen zusammengesteckt und mit Bleiverschlägen montiert. Heraus kommt ein neo-byzantinischer und neo-gotischer 70 Tonnen schwerer Koloss, den ein Bäckermeister baute. Richtig. Brötchen backen war ihm wahrscheinlich zu langweilig und so finanzierte er 1854 den Bau des Koloss mit ca. 25 Tausend Talern. Prädikat: Sehenswert.
Highlight 7 – Görlitz – Stadt ohne Grenzen
Weiter geht die Fahrt nach Görlitz. Eine Stadt, die einen eigenen Artikel wert ist. Für mich ist sie nach Dresden die schönste sächsische Stadt. Mit all ihren Bürgerhäusern, den starken Verzierungen, den zahlreichen Plätzen, massiven Türmen und Kirchen ist die Stadt an der deutsch-polnischen Grenze einen längeren Aufenthalt wert. Einzig die Neiße trennt die beiden Städte Görlitz und Zgorzelec. Über mehrere Brücken kannst du von Deutschland nach Polen und umgekehrt laufen, auch wenn das polnische Zgorzelec außer dem Dom und der nennen wir sie an dieser Stelle „Uferpromenade“ nicht wirklich viel zu bieten hat.
Viel schöner hingegen ist das deutsche Görlitz mit seinen über 4000 denkmalgeschützten Gebäuden. Von dieser Schönheit hat sich auch Hollywood schon mehrfach überzeugt. Ob Grand Budapest Hotel (mehrfach oskarprämiert; Drehort: Kaufhaus Görlitz), der Vorleser (oskarprämiert), Monuments Men oder Inglourios Basterds. Hollywood war schon oft zu Gast hier. Genieße die Stadt und lass dich von ihrem Flair treiben.
Highlight 8 – Der Schaufelradbagger von Berzdorf
Am späten Nachmittag wird es Zeit für den Rückweg nach Jonsdorf. Dieser ist dank der kurzen Wege nicht wirklich weit. Doch auch hier – auf der Strecke zwischen Görlitz und Zittau gibt es noch einiges zu sehen. Wie zum Beispiel der Schaufelradbagger am Tagebau Berzdorf. Der riesige Koloss ist nicht zu übersehen. Hinter hohen Bäumen lugt er riesig hervor und ragt seinen Arm in die Höhe. Der Schaufelradbagger kann besichtigt werden. Auch Touren rund um den Berzdorfer See werden angeboten.
Highlight 9 – Kloster St. Marienthal
Wenige Kilometer weiter, zur Ortschaft Ostritz gehörend, ist das Kloster St. Marienthal einen weiteren Abstecher wert. Das Zisterzienserinnenkloster ist das älteste Frauenkloster des Ordens in Deutschland, das seit seiner Gründung ununterbrochen besteht. Prächtig anzusehen liegt es in einem kleinen Talkessel und wirkt riesig. Das Kloster liegt direkt am linken Ufer der Lausitzer Neiße und ist damit einen Steinwurf von Polen entfernt. Hier gibt es viel zu entdecken: das Konventsgebäude mit der Abtei als Wohnsitz der Äbtissin, die Klosterkirche, die Propstei, die Kreuzkapelle und Nebengebäude wie eine Bäckerei, ein Sägewerk, eine ehemalige Mühle und eine Brauerei. Zudem ist ein Klostergarten zu besichtigen. In mehreren Gästehäusern gibt es Übernachtungsmöglichkeiten und selbst Wohnungen zur dauerhaften Bleibe werden hier vermietet.
Highlight 10 – Zittau – Stadt am Dreiländereck
Den Abschluss unseres Roadtrips bildet Zittau, die Reiche genannt. Von einem grünen Altstadtring umgeben gibt es auch hier allerlei Sehenswertes. Allen voran das große und kleine Fastentuch. Die beiden Tücher sind historisch bedeutsam und haben einen großen Seltenheitswert. Auch sehenswert ist das Kulturhistorische Museum im Franziskanerkloster. Des weiteren bilden zahlreiche Kirchen das Stadtbild. Auch sehr sehenswert ist das Künstlerviertel Mandauer Glanz mit seinen bizarren Hausfassaden. Und wenn du etwas Zeit hast solltest du noch zum Bahnhof zur Zittauer Schmalspurbahn die hier in Richtung Jonsdorf und Oybin losschnaubt.
Ein Roadtrip durch die Oberlausitz – Abwechslungsreich und erlebnisreich
Die 150km-Runde gibt dir einen umfangreichen Überblick über die südliche Oberlausitz und führt dich zu historisch bedeutenden Orten, zahlreichen Sehenswürdigkeiten und gibt dir einen Einblick in die Kultur und das Lebensgefühl der Region. Wenn du, wie wir, montags auf Tour gehst wirst du an (fast) allen Museen vor verschlossenen Türen stehen. Dennoch ist auch dann der Trip lohnend. Wenn dir ein Ort besonders gut gefällt kannst du dank kurzer Entfernungen während deines Aufenthalts in der Oberlausitz oder im Zittauer Gebirge an einem anderen Tag binnen kurzer Zeit nochmals dort aufschlagen.
3 Antworten
Schöne Beschreibung – ich werde mich auf den Weg machen ! Vielen Dank !
Hannes Schuster, Grimma
Na dann mal gute Fahrt!