Gewitterwolken

Meine Pilgerreise durch die Oberlausitz. Tag 4: Vom Rotstein durch die Königshainer Berge

Meine Pilgerreise durch die Oberlausitz. Tag 4: Vom Rotstein durch die Königshainer Berge

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Tag 4 meiner Pilgerreise durch die Oberlausitz. Heute steht meine Königsetappe an. Passenderweise durchstreife ich königliches Gebiet: Die Königshainer Berge.

Nach dem sehr heißen gestrigen Tage startet der Morgen bereits etwas angenehmer. Der Wetterbericht sagt jedoch nichts Gutes für den weiteren Tag voraus. Im Gegenteil: Es kündigen sich schwere Unwetter in ganz Sachsen an.

Also dann mal los. Frisch gestärkt vom leckeren Frühstück im Berghotel Rotstein heißt es für mich: Wanderschuhe an, Rucksack auf und hinab nach Sohland am Rotstein. Der Abstieg ins 150m tiefer gelegene Waldhufendorf erfolgt bei erstem Donnergrollen in der Ferne. Aber das zieht vorbei. Noch…

Sohland am Rotstein – Ein Dorf lebt (bald wieder).

Übernachtungsmöglichkeit: Windmühle in Sohland am Rotstein
Übernachtungsmöglichkeit: Windmühle in Sohland am Rotstein

In Sohland angekommen durchstreife ich die Gassen und vernehme ein weiteres Gedonner und Geklopfe. Doch nicht von oben her, sondern aus einem Haus. Genauer, dem Mittelhof 183 in Sohland. Ein Schild vor dem Haus, heißt Helfer willkommen und freut sich über tatkräftige Unterstützung. Neugierig wie ich bin, werfe ich einen Blick in das unfertige Werk und komme mit Michael ins Gespräch. Mit zahlreichen Mitstreitern ist er angetreten, wieder etwas Leben in das Dorfleben zu bringen und eine Begegnungsstätte zu schaffen. Unter dem Motto „Sohland lebt!“ soll ein kleiner Dorfladen mit Café, Kulturveranstaltungen, Foodsharing und Kinderspielmöglichkeiten entstehen. Eine nachahmenswerte Idee für so viele kleine Städte und Dörfer, durch die ich immer mal wieder streife und die genau wie Sohland kaum noch mit Gastronomie, Supermarkt oder Kultur aufwarten können. Michaels ambitionierter Plan könnte aufgehen, denke ich mir.

Blick auf Sohland
Blick auf Sohland

Bevor ich mich beim Renovieren und Entkernen ertappe, begebe ich zurück auf meine Tour. Schließlich liegen noch weit mehr als 20km vor mir. Und die Gewitterwolken werden es nicht gut mit mir meinen.

Gewitterpause in Reichenbach / O.L.

Bahnhofsgebäude in Reichenbach/O.L.
Bahnhofsgebäude in Reichenbach/O.L.

Das Waldhufendorf lasse ich schnell hinter mir und wenig später bin ich in Reichenbach / O.L. angekommen. Vorbei am in die Jahre gekommenen Bahnhofsgebäude und einigen Industriefabriken, bin ich auch schon im Zentrum der Oberlausitzer Kleinstadt. Gerade noch rechtzeitig erreiche ich den örtlichen Supermarkt mit seinem Bäcker. Draußen geht die Welt unter und ich finde zwangsweise Gelegenheit mir ein Scheelchen Heeß’n zu gönnen.

In Reichenbach/ O.L.
In Reichenbach/ O.L.

Die Gewitterzelle warte ich ab und begebe mich nach einer guten halben Stunde Zwangspause wieder auf meinen Pilgerweg. Nochmal Glück gehabt und trocken geblieben, sage ich mir.

Von Reichenbach/O.L. in die Königshainer Berge

Aufatmen nach dem Gewitter
Aufatmen nach dem Gewitter

Doch das Glück hält nicht lange. Der nächste Regenschauer zieht durch Reichenbach und erwischt mich diesmal. Auf meinen Weg über Mengelsdorf hinein in die Königshainer Berge gibt es nicht allzuviele Unterstellmöglichkeiten. Die Unterführung unter der B6 hilft nur bedingt, die Bäume entlang des Weges bieten auch nicht viele Unterstellmöglichkeiten. Also geht es einfach weiter. Es wird schon irgendwann wieder aufhören.

Nach dem Regen. Blick auf das Rotsteinmassiv
Nach dem Regen. Blick auf das Rotsteinmassiv

Und genau so kommt es dann auch. An einer Lichtung angekommen lässt der Regen nach und ich kann mich meiner Regenjacke entledigen. Ich streife über Wiesen und Felder. Überall dampft der Wald und Nebelschwaden steigen auf. Die großen grauen Wolken ziehen imposant in Windeseile vorbei. Die perfekte Szenerie wird nun auch noch durch eine aufgeschreckte Rehfamilie getoppt, die nicht mit einem Wandersmann wie mir gerechnet hat und vor mir aus dem Feld springt und im verwunschen dampfenden Wald verschwindet. Ich genieße die herrlichen Fernsichten, blicke nochmals auf den Rotstein, bevor ich in die Wälder der Königshainer Berge abtauche.

Erschrocken bin ich über manche Ecken des Waldes, der hier und da starke Verluste hinnehmen musste und stark abgeholzt wurde. Ein Bild, an das ich mich auch in der Sächsischen Schweiz nicht so recht gewöhnen mag.

Unterwegs in den Königshainer Bergen

Nach einer kleinen Steigung quere ich bei km 15 mal wieder eine Straße und befinde mich nun im „Kerngebiet“ der Königshainer Berge nordwestlich von Königshain.

Teufelsstein Königshainer Berge
Teufelsstein Königshainer Berge

Mein erstes Ziel im Landschaftsschutzgebiet ist der Teufelsstein. Die aufragenden Granitfelsen geben mir einen ersten Eindruck von den Gipfeln hier. Wenig später erreiche ich mit dem Hochstein einen der bekanntesten Formationen. Übrigens genau rechtzeitig. Nur 5 Minuten später und meine Regenjacke hätte einen neuerlichen Härtetest bestehen müssen. So gönne ich mir bei Starkregen eine „Pilgersuppe“ (hier oben führt der Sächsische Jakobsweg vorbei) und genieße das Schietwetter in vollen Zügen im trocknen Gastraum der 1844 erbauten Hochsteinbaude.

An der Hochsteinbaude
An der Hochsteinbaude

Der Hochstein ist die zweithöchste Erhebung der Königshainer Berge und bietet bei schönem Wetter die Möglichkeit auf dem Aussichtsturm in die Ferne zu blicken. Ich schenke mir den Aussichtsturm und begebe mich nun in das (offene) Herz des Wandergebiets.

Steinbruchgeschichte zum Anfassen

 

 

Blick auf den Königsbruch in den Königshainer Bergen
Blick auf den Königsbruch in den Königshainer Bergen
Am Thadenbruch der Königshainer Berge
Am Thadenbruch der Königshainer Berge

Nach einem kurzen Abstieg befinde ich mich am Rand der beiden Königsbrüche. Granit für den Leuchtturm vom Kap Arkona auf Rügen oder dem Berliner Reichstagsgebäude wurde hier in über 200jähriger Bergbaugeschichte abgebaut. Heute sind die Spuren noch überall sichtbar. Ich blicke vom Rand der gefluteten Steinbrüche hinab in kühles Nass. Ein Sprung hinab wäre gestern sicherlich verlockend gewesen. Baden ist hier aber streng verboten. Zu groß ist die unsichtbare Gefahr des Steinbruchs. Manchernorts führen Schienen der Loren hinein in die Steinbruchseen. Wer weiß welche anderen Reste des Bergbaus unter der Meeresoberfläche noch lauern.

Unverwüstlich
Unverwüstlich

Ich streife weiter durch die Bergbaulandschaft, entdecke alte Ruinen, rostige Loren, krumme Schienenreste und mehr. Greifbare Bergbaugeschichte wird hier vermittelt. Wer mehr Zeit mitbringt, kann sich im Granitabbaumuseum über den 1975 stillgelegten Bergbau weiter informieren.

Granitabbaumuseum Königshainer Berge
Granitabbaumuseum Königshainer Berge
Weg in den Steinbruch
Weg in den Steinbruch

Für mich ist die Zeit leider zu knapp. Am Granitabbaumuseum angekommen liegen noch weitere 6.5km Weg vor mir und meine Mitfahrgelegenheit ab Torga nach Görlitz will ich nicht verpassen, sonst werden aus meinen kurzen sechseinhalb Kilometer ganze 17 weitere. Noch liege ich aber gut in der Zeit, dass ich mir noch einen ganz kurzen Abstecher an den Thadenbruch und eine Besteigung des 374m hohen Totensteins erlauben kann. Der Totenstein ist als frühgeschichtlicher Kultplatz der Bronzezeit bekannt und steht bereits seit 1844 unter besonderem Schutz.

Totenstein in den Königshainer Bergen
Totenstein in den Königshainer Bergen

Von den Königshainer Bergen über Rengersdorf nach Görlitz

Die restlichen 5 Kilometer führen mich bergab bis nach Rengersdorf mit seinem kleinen Schloss. Abermals setzt Regen ein, sodass ich die letzten Kilometer erneut im Regen unterwegs bin. Mein Shuttle erreiche ich dennoch pünktlich und kurze Zeit später bin ich in meiner Pension „Kränzel 21“ in Görlitz. Nach meiner wohlverdienten Dusche bleibt mir am Abend noch etwas Zeit für eine kleinen Stadtrundgang.

Fast am Ziel. Blick zurück auf die Königshainer Berge.
Fast am Ziel. Blick zurück auf die Königshainer Berge.

Morgen ist meine Pilgerreise auch schon zu Ende. Mit einer Führung durch das Kloster St. Marienthal in Ostritz steht noch mal ein krönender Abschluss auf dem Programm.

Rückblickend betrachtet war dieser Tag der Intensivste meiner kurzen Auszeit und Pilgerreise. Mit der Königsetappe bei angenehmen Temperaturen bin ich gut in Form gekommen und hätte auch noch weiter gehen können. Die schönen Fernsichten und die stimmungsvollen Eindrücke während der Regenunterbrechungen sowie die großen, verheilten Narben, die der Bergbau in die Landschaft gerissen hat, haben mich schwer beeindruckt. Die Ruhe fernab der Ortschaften und Straßen habe ich sehr genossen. Kurzum: ein perfekter Tag, der in Görlitz noch seinen krönenden Abschluss fand. Doch dazu mehr in einem anderen Beitrag.

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Matthias
Matthias
Als gebürtiger Vogtländer, der in Chemnitz zur Berufsschule ging, in Dresden studiert und lebt, ist mir Sachsen ans Herz gewachsen. Meine Begeisterung über die Sehenswürdigkeiten des Freisaats möchte ich gerne mit anderen teilen. Mehr über mich und den Blog erfahrt ihr auf der Über mich-Seite

3 Antworten

    1. Unbedingt. Gerade die eher unbekannten Flecken Sachsens haben auch einiges zu bieten. Wer Abgeschiedenheit und Natur, sowie Kultur sucht wird gerade in der Oberlausitz fündig.

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