Ich bin dann mal weg.
Zwar nicht so weit und lang, wie Hape Kerkeling auf seinem Jakobsweg anno dazumal, aber immerhin auch zu Fuß. Von Cunewalde ins Kloster St. Marienthal entlang der Via Sacra in der Oberlausitz. Die bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten der Oberlausitz auf bekannten, neu arrangierten Wanderwegen zu Fuß erkunden.
Ein Schritt nach dem anderen. Mit Marschgepäck für 4 Tage, einer guten Handykamera in der einen, eine Digitalkamera in der anderen Hand. Eine Landkarte zur Orientierung im Gepäck. Viel mehr nicht. Die Packliste ist geschrieben und abgehakt. Sonnencreme und Mückenspray nicht vergessen! Es soll schönes Wetter werden.
Meine Pilgerstrecke
4 Tage in Gedanken mit mir und der Welt, 4 Tage Erlebnisse mit Fremden oder allein. 4 Tage Stille und doch so viel laute Gedanken im Kopf. 4 Tage Einzigartiges Erwandern. 5760 Minuten Pilgern light für ambitionierte Anfänger über die Gipfel um Cunewalde, dem Lausitzer Bergland und den Königshainer Bergen bis nach Görlitz und von dort aus weiter entlang der Neisse nach Ostritz ins Kloster St. Marienthal. Entlang des Weges warten Fernsichten, steile Anstiege, sakrale Meisterleistungen und jede Menge Natur auf mich. Meine geplante Tour wird mich je nach Lust und Laune über 75-90 Kilometer und bis zu 1200 Höhenmeter führen.
Die Via Sacra in der Oberlausitz
Der neu ins Leben gerufene Fernwanderweg der Via Sacra orientiert sich an der bisherigen über 500km langen Route zu den sakralen Höhepunkten der deutschen, tschechischen und polnischen Oberlausitz und führt zu Fuß gut 260km zu den schönsten Aussichten, Sehenswürdigkeiten und Städten der Oberlausitz.
Start der Fernwanderroute ist in der Lessingstadt Kamenz. Von hier aus führt der Wanderweg über Bautzen nach Cunewalde. Über den Czorneboh und Bieleboh sowie den Bubenik nach Löbau und auf den Löbauer Berg mit seinem Gußeisernen Turm.
Hier teilt sich die Route in den Nordteil und den Südteil. Im Norden führt die Wanderung über Sohland am Rotstein und Reichenbach/Oberlausitz in die Königshainer Berge und von dort nach Görlitz.
Ab Görlitz geht es hinauf auf die Landeskrone, vorbei am Berzdorfer See bis nach Ostritz ins Kloster St. Marienthal.
Die Südroute führt von Löbau über Herrnhut, Großschönau und Waltersdorf durch das kleinste Mittelgebirge Deutschlands. Im Zittauer Gebirge führt der Weg vorbei an der Lausche auf den Nonnenfelsen, durch die Johnsdorfer Felsenstadt und von dort auf den Oybin über die Felsengasse vorbei am Scharfenstein bis hinauf auf den Töpfer.
Über Zittau führt der Weg anschließend vorbei am Tagebau zum Kloster St. Marienthal. Hier (oder eigentlich an jeder anderen beliebigen Stelle ab Löbau 😉 ) schließt sich der Kreis.
Wer die Route komplett erwandert, hat am Ende 260 km Strecke zurückgelegt und benötigt dafür sicherlich gut und gerne 14 – 20 Tage. Je nachdem, wie gut man zu Fuß ist.
Pilgern? Aber wie?
Doch wie funktioniert das eigentlich genau mit dem Pilgern? Sind vier Tage ausreichend? Und ausreichend für was eigentlich? Muss ich neue Erkenntnisse oder gar eine Erleuchtung erhalten? Will ich als ein Fremdling (von lateinisch peregrinus „in der Fremde sein“) auf zu neuen Ufern marschieren? Oder will ich unterwegs Geschichten und Erlebnisse von anderen Wanderern und Pilgern aufnehmen und mich austauschen?
Oder genügt es einfach mal vier Tage raus aus allem zu sein? Vier Tage so ganz ohne Computerarbeit, endlos erscheinende Videoschulungen und Telefonate und ohne den ganzen Programmier- und Schreibkram. Genügt es, vier Tage mit gehörigem Abstand zu meiner Internet-Agentur eine andere Sicht auf die Dinge zu gewinnen?
Ich weiß es nicht.
Schon bevor es überhaupt losgeht, überwerfen sich, wie ihr merkt, die Gedanken in meinem Kopf.
Hab ich alles eingepackt? Meine Packliste sagt ja. Mein Rucksack fühlt sich dennoch irgendwie leicht an. Hab ich was vergessen? Oder hab ich dank meiner Tochter, die ich in den bayerischen Alpen per Kraxe auf diverse Almen getragen hab, einfach unfassbar viele Muskeln aufgebaut? Wer weiß 🙂
Weiß ich, wo ich hin muss? Meine Wanderkarte sagt ja. Und die vorab gebuchten Unterkünfte haben allesamt ein Bett für mich.
Gibt es genug Verpflegungsmöglichkeiten? Jein. Manche Streckenabschnitte sind ohne Bäcker, Fleischer, Imbiss oder Gaststätte. Verhungern werd‘ ich wahrscheinlich trotzdem nicht. Eine Notration Studentenfutter ist immer mit dabei. Und vielleicht darf ich mir ja vom Frühstückstisch auch einen Apfel mitnehmen…
Wie verkrafte ich das Alleinsein? Mit meinen besten Freunden unternehme ich jedes Jahr Mehrtagestouren. Aber alleine? Bisher noch nicht. Werde ich motiviert sein, durchzuhalten? Ist alleine wandern anstrengender, weil einen im Zweifel niemand motiviert und mitzieht, wenn der Rucksack dann doch mal schwerer wird und die Beine schlapp machen? Oder ist es gar entspannter, weil ich mein eigenes Tempo gehen kann und innehalten kann, wann immer ich will?
Kann ich als Atheist oder Agnostiker überhaupt pilgern gehen? Definitiv ja. Glaub‘ ich zumindest.
Da ist er wieder. Der Glaube. Der kann bekanntlich Berge versetzen. Dennoch werde ich wahrscheinlich den ein oder anderen Gipfel erklimmen, der sich nicht so ohne weiteres versetzen lässt. Und hierin liegt vermutlich der Reiz des Pilgerns.
Zur Ruhe und Besinnung kommen. Den Kopf frei machen. Einen Schritt vor den anderen setzen und dabei Klarheit gewinnen. Viele Gedanken gehören sortiert, ausformuliert, niedergeschrieben und strukturiert. Ich hoffe die vier Tage reichen.
Ich bin gespannt! Ihr hoffentlich auch? Ich berichte euch bald von meinen Erlebnissen, Erkenntnissen und Erleuchtungen?
Begleitet mich auf meinem Weg durch die Oberlausitz tagaktuell entlang der Pilgerroute Via Sacra auf meinen sozialen Kanälen Facebook und Instagram.
Transparenz-Hinweis
Meine Wanderung auf der Via Sacra erfolgte im Auftrag der Marketing-Gesellschaft Oberlausitz-Niederschlesien. Für die Berichterstattung erhalte ich eine Aufwandsentschädigung und bekomme die Kosten für Übernachtungen, Verpflegung und Transfers erstattet.