Grenzerfahrungen am Kammweg – Meine erste Mehrtageswanderung (II)

Grenzerfahrungen am Kammweg – Meine erste Mehrtageswanderung (II)

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Der zweite Tag meiner Mehrtagestour entlang und abseits des Kammwegs Erzgebirge Vogtland führte mich und meine Freunde Alex, Jonas und Etienne von Horni Blatna über Johanngeorgenstadt und den Auersberg nach Wildenthal.

Tag 2 – die Königsetappe

Kleine Kapelle in Horni Blatna
Kleine Kapelle in Horni Blatna

Haben wir an Tag eins unsere Tour noch gekürzt, so haben wir die ehemals geplante Tour des 2. Tages um 5 Kilometer auf 24.5 km verlängert. Mit den über 700 Höhenmeter war die Tour für alle Beteiligten kein Zuckerschlecken. Doch der Reihe nach. Gut gestärkt ging es gleich zu Beginn bergauf. Durch die Bergstadt Platten / Horni Blatna führt uns der Weg hinauf auf den Plattenberg. An diesem Aufstieg passieren wir zwei Pingen. Die Wolfspinge ist groß und breit und Zeuge des Zinnbergbaus. Der Stollen der Zeche Wolfgang konnte die Last über ihm nicht mehr tragen und stürzte so ein. Das gesperrte Areal lässt sich von einigen Aussichtspunkten betrachten. Ein wenig bergauf kann man dann in die Eispinge hinabsteigen. Ein schmaler, düsterer Krater, in dem sich Schnee und Eis auch in den Sommermonaten halten sorgt für ein wenig Abkühlung.

Aussichtsturm auf dem Plattenberg / blatensky vrch
Aussichtsturm auf dem Plattenberg / blatensky vrch

Oben auf dem Plattenberg angekommen besteigen wir den Aussichtsturm und genießen die fabelhafte Rundumsicht zurück auf unseren Tourstart – den Fichtelberg – und unser heutiges Etappenziel – den Auersberg. Man, ist der weit weg. Nicht mehr ganz so weit weg wie früher, aber immer noch elend weit. Auf diesen Schock ersteinmal ein Bier. Vor dem Aussichtsturm ist ein kleiner Imbiss und ein Biergarten, in dem wir kurz rasten und uns den weiteren Wegverlauf auf unserer Wanderkarte ansehen. Betrieb ist hier ganz ordentlich. Viele (hauptsächlich deutsche) Gäste genießen die Aussicht vom Turm und fanden den Weg hier her mit Mountainbikes, zu Fuß oder mit dem Auto.

Potucky und Johanngeorgenstadt
Potucky und Johanngeorgenstadt

Nach der kurzen Rast heißt es nun. Weiter gehts. Den schweren Rucksack aufgebuckel geht es hinab in das kleine Grenzstädtchen Potucky. Wir laufen gut ausgebauten Wald- und Wirtschaftswegen entlang. Entlang kleiner Bäche verlieren wir Höhenmeter um Höhenmeter bis wir am kleinen Potucky angelangt sind. Hier steppt der Bär. Ein Tschechenmarkt, viele Restaurants und mittendrin reichlich Gewusel deutscher Grenzgänger von nah und fern. Da Mittagszeit ist, beschließen wir noch fix einzukehren und ein Hauptgericht mit Bier für 6.50€ zu verspeisen. „Böhmische Knödel sind gut“, weiß auch die Kellnerin mit ihrem stark akzentuierten Deutsch, nachdem wir jedes Gericht (egal ob es laut haute cousine passt oder nicht) mit Knödeln als Beiwerk ausstatten.

Wegbeschreibung in Johanngeorgenstadt
Wegbeschreibung in Johanngeorgenstadt

Ganz anders dann die Situation in Johanngeorgenstadt. Hier ist nichts los. Ich wiederhole: Nichts. Zwei Bergbauführer am Bergwerk Glückauf Glöckl, drei Gäste, die ein Restaurant verlassen und ein grimmig dreinschauender Fußgänger. Das waren alle 6 Johannstädter, die uns hier über den Weg liefen. Entweder machen die alle Mittagsschlaf oder die sind noch alle „drüben“ in Tschechien. Dennoch ist das kleine Städtchen sehenswert. Insbesondere am Markt nahe der Stadtkirche zeigt sich Johannstadt von seiner schönen Seite.

Aussichtsturm auf dem Auersberg
Aussichtsturm auf dem Auersberg

Wir durchqueren das Städtchen entlang der Exulantenstraße. In Unterjugel angekommen geht es von nun an wieder hinauf. Den Bergbaulehrpfad und Anton-Günther-Weg entlang durch den Lehmergrund führt uns die Tour zum Naturschutzgebiet „Kleiner Kranichsee“. Ein einsam gelegenes, stilles Hochmoor das große Ruhe und Vergänglichkeit ausstrahlt. Die Natur ist hier einzigartig schön. Nach kurzem Auftanken an der Gaststätte Henneberg laufen wir hinunter nach Steinbach. Wir durchstreifen das Dorf und genießen die Ruhe hier. Viele Häuser stehen hier verstreut und versprühen den Charme eines am Hang liegenden kleinen Bergdorfs. Von hier gehen wir den Auersbergweg hinauf zu Sachsens zweithöchstem Berg. Doch ein Anstieg hinauf bleibt uns noch. Die Wellenschaukel, die sich genauso anhört, wie sie ist. Steil bergauf gelangt man immer wieder an Kuppen, hinter denen man einen Abstieg oder zumindest ein gleichbleibendes Niveau erhofft. Doch leider falsch gehofft. Es geht weiter bergauf. Nach 20km Wegstrecke ist das wahrlich keine Freude mehr. Aber oben angekommen sind wir doch alle froh und stolz, es geschafft zu haben. Belohnt wird man mal wieder mit einem Aussichtsturm und einer Einkehrmöglichkeit, die wir natürlich nicht auslassen.

Gasthof Hammerschänke
Gasthof Hammerschänke

Über den Schlangenweg geht es dann hinab zum Gasthof Hammerschänke in Wildenthal, der leider auf Google Maps falsch eingezeichnet ist und uns so unplanmäßig zu einem zusätzlichen Kilometer Wegstrecke im Ort verhalf. Am Ende standen 24.5 Kilometer, 730 Höhenmeter bergauf und 850 Höhenmeter bergab zu Buche. Auch hier war die Unterkunft sauber und gut, das Essen lecker und das Preisniveau absolut in Ordnung. Und wieder haben wir tief und fest geschlafen, und so genügend Kraft für die dritte Etappe getankt, zu der wir morgen aufbrechen.

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Matthias
Matthias
Als gebürtiger Vogtländer, der in Chemnitz zur Berufsschule ging, in Dresden studiert und lebt, ist mir Sachsen ans Herz gewachsen. Meine Begeisterung über die Sehenswürdigkeiten des Freisaats möchte ich gerne mit anderen teilen. Mehr über mich und den Blog erfahrt ihr auf der Über mich-Seite

3 Antworten

  1. Hallo Matthias, danke für Deinen Erfahrungsbericht! Ich bin den Kammweg von Geising bis Blankenstein in zwei Wanderabschnitten (1. von Geising bis O-Thalh, 2. von O-Thal bis Blankenstein) gegangen und habe mich in Gedanken mit Euch und Euren Strapazen verbunden gefühlt! Aber toll war es oder! Danke für den schönen Bericht! Ilona

    1. Auch eine schöne Strecke, die ich mir auch noch vornehmen werde. Die Wanderung war grandios. Und wenn man seinen Körper am Ende des Tages nicht spürt hat man was falsch gemacht. Und die Natur entschädigt sofort für alle Anstrengungen.

  2. Nebenher: Im Oktober 1813 zur Völkerschlacht bei Leipzig soll Eis aus der Eispinge nach Leipzig gebracht worden sein zum Kühlen der Verletzten.

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