Auf den Spuren des ersten Heiligen Sachsen – Die Benno-Route

Auf den Spuren des ersten Heiligen Sachsen – Die Benno-Route

Inhaltsverzeichnis

Von Meißen geht es durch das Elbland über Dresden und Stolpen in die Oberlausitz nach Bautzen. Der Weg ist das Ziel. Dieser führt uns entlang wichtiger Stationen des Bischof Bennos und seinen heiligen Reliquien. Und dies über 900 Jahre nach seinem Tod. Auf der Benno-Route sind wir auf den Spuren des ersten Heiligen aus Sachsen.

Sachsen im Hochmittelalter

Albrechtsburg Meißen
Albrechtsburg Meißen

Als Benno noch lebte, hatte die Gegend um das Meißener Elbland und das Lausitzer Bautzen nicht viel mit heute gemein. Überall waren dichte Wälder, nur wenige Handelswege führten durch sächsisches Gebiet. Das Erzgebirge war zu seiner Zeit noch als Miriquidi bekannt – „Dunkler Wald“. Auch hier im Elbland waren nur wenige Siedlungen vorhanden. Dresden wurde erst 200 Jahre nach Bischof Bennos Tod erstmals urkundlich erwähnt. Weiter südostwärts existierte die Burg Dohna. Dazwischen befanden sich, trotz fruchtbarer Felder, nur einzelne Bauernhöfe, die nur wenig Handel betrieben und Selbstversorger waren.

Dichter Wald
Dichter Wald

Meißen selbst existierte zumindest als Burg Misnia am gleichnamigen Fluss. Im Milzener Land, der heutigen Oberlausitz, war mit der civitas Budusin bereits eine Stadt gegründet. Sachsens älteste. Das heutige Bautzen. Zusammen mit ungefähr 30 anderen civitaes bildete es eingegrenzt vom Lausitzer Bergland im Süden und dem Westlausitzer Hügel- und Berglandes westlich und südwestlich von Kamenz eine Region auf dessen Gebiet heute noch Nachfahren dieses Volkes leben, die Sorben.

Benno in Meißen

Zu der Zeit, als man vom Übergang des Mittelalters ins Hochmittelalters spricht, taucht anno 1062 Benno in Meißen auf und wird dort als Hofpriester von König Heinrich IV. eingesetzt und vier Jahre später zum zehnten Meißner Bischof ernannt. Zwar ist es nicht erwiesen, aber sein Geburtsjahr wird auf das Jahr 1010 geschätzt. Mit damals schon beinah betagten 52 Jahren beginnt also das Wirken des gebürtigen Sachsen, der irgendwo im Umland von Magdeburg geboren wurde.

Benno in der Pfarrei St. Benno Meißen
Benno in der Pfarrei St. Benno Meißen

Fortan lebt Bischof Benno in einem Zwiespalt. Zum einen ist er dem Papst zur Treue verpflichtet, als Reichsfürst gleichzeitig aber auch König Heinrich IV Untertan. Nach sieben Jahren Bischofstätigkeit wird dieser Zwiespalt zu stark. Heinrich IV. richtet seine Herreswaffen in den Jahren 1073 bis 1075 während des Sachsenkrieges gegen die aufständischen Sachsen. Diese haben zum Verständnis nichts mit den heutigen (und späteren Herzogtum) Sachsen gemein. Das Gebiet der Sachsen erstreckte sich von Magdeburg gen Nordwesten bis weit hinter Hamburg und Bremen. Also großen Teilen des heutigen Niedersachsen und Sachsen-Anhalt.

Benno im Konflikt

Und so kam es, dass Bischof Benno zwischen den Stühlen stand. Auf der einen Seite wollte er nicht zur Waffe greifen und gegen sein eigenes Volk vorgehen, zum anderen war er als Reichsfürst Heinrichs Befehlen unterworfen. Sich dem Konflikt enthaltend war für Heinrich IV. Grund genug Bischof Benno wegen Hochverrats anzuklagen und zu inhaftieren. Auch seines Bischofsamtes wurde er enthoben. Auch erklärte Heinrich während der Unruhen den Papst für abgesetzt. Oppositionelle Kräfte setzten einen Gegenkönig ein. Heinrichs Schwager Rudolf von Rheinfelden wurde zum König ernannt. Heinrich wiederum setzte fortan einen Gegenpapst ein.

Im Zuge all dieser Wirren reiste Benno nach Rom. Um Heinrich während dieser Zeit nicht in die Kirche zu lassen, warf Benno den Schlüssel des zugesperrten Kirchentores in die Elbe und reiste fortan in italienische Gefilde. In Rom angekommen, bat er um des Friedens willen Gegenpapst Clemens III. um Verzeihung. Dieser vergab ihm und ohne großes Aufsehen gelangte Benno nach Clemens‘ Vergebung wieder ins Meißener Bischofsamt zurück.

Bennos Rückkehr

Als einfacher Wandersmann kehrte Benno in Meißen angekommen in eine Wirtschaft ein. Hier soll er einen Fisch bestellt haben. Als er diesen aufschnitt, um ihn zu verspeisen, fand sich darin sein in die Elbe geworfener Kirchenschlüssel wieder. Das Meißner Volk erkannte ihn und jubelte ihm zu. Bischof Benno war wieder in heimischen Gefilden zurück und wirkte nun erneut als Bischof. Diese Begebenheit führte dazu, dass das Wappen des Bistums Meißen einen Fisch mit einem gekreuzten Schlüssel zeigt. Seine Wirkungsstätte war seitdem also wieder der Dom zu Meißen hoch oben in Nachbarschaft zur Meißener Albrechtsburg, der damaligen Burg Misnia.

Die Erzählung mit dem Schlüssel - Bennos Fischgericht
Die Erzählung mit dem Schlüssel – Bennos Fischgericht

Spuren Bennos heute

Eines brachte er zudem vermutlich von seiner Reise aus Italien mit: Wein. Heute gilt Benno als Begründer des sächsischen Weinbaus und damit als „Urheber“ zahlreicher Raritäten. Sächsische Weine gelten seit jeher als Rarität. Ihre Ursprünge haben sie beim Meißener Bischof.

Noch heute sind die Spuren Bennos in Meißen sichtbar. In der Meißener Albrechtsburg befindet sich in der Kapelle ein großes Wandgemälde von ihm. Das Benno-Restaurant am Markt steht vermutlich an der Stelle, an dem Benno residierte und auch der Weinbau ist in der Meißener Region mehr als präsent. Wir genießen die Ausstellung auf Schloss Albrechtsburg und erkunden im Anschluss die Altstadt Meißens.

Marktplatz in Meißen
Marktplatz in Meißen
Benno-Restaurant in Meißen am Markt
Benno-Restaurant in Meißen am Markt

Im Zuge der deutschen Ostexpansion konnte Benno durch Landschenkungen in den Jahren 1090, 1091 und 1095 den Besitz seines Bistums unblutig mehren. Selbst zog es Benno auch immer wieder Richtung Osten. Auf seinen Reisen gen Bautzen nutze er bis ins hohe Alter vorzugsweise die alte Handelsroute „Via Regia“, die in der Oberlausitz auch den Namen Bischofsweg trägt. Unterwegs war er meißt zu Fuß. Für die 74km von Meißen nach Bautzen hat er früher sicherlich 3-4 Tage gebraucht, waren doch die Wege nicht so komfortabel wie heute.

Überhaupt ist Bischof Benno hier noch heute allgegenwärtig. Er soll zum einen für die Stadtgründungen von Bischofswerda und Bischheim verantwortlich zeichnen. Zudem befinden sich in Bischofswerda und Ostro St-Benno-Kirchen, die unter der Schutzherschaft Bennos stehen. Plausibel erscheinen die Ortsgründungen, tragen sie doch den Bischof im Namen und liegen an der heutigen B6, die entlang der „Via Regia“ führt. Und selbst in Dresden ist das St.-Benno Namensträger eines beliebten Gymnasiums in der Johannstadt.

Station 2 der Benno-Route – Dresden

Hofkirche Dresden
Hofkirche Dresden

Apropos Dresden. Die sächsische Landeshauptstadt ist eine weitere wichtige Station auf den Spuren Bischof Bennos. Nach seinem Tod (vermutlich) im Jahr 1106 wurde dieser im Meißener Dom bestattet.

Heute befindet sich (seit 1962) in der Katholischen Hofkirche die Mitra – die traditionelle liturgische Kopfbedeckung – Bischof Bennos in einer eigens für ihn gewidmeten Kapelle im Ostflügel der Kirche. Bis sie hier her gelangte, hatte sie einen weiten Weg hinter sich gebracht.

Bischof Benno und die Reformation und seine Heiligsprechung

Den wohl abenteuerlichsten und gefährlichsten Weg der Heiligtümer Bischof Bennos, samt seiner sterblichen Überreste legten die Reliquien anno 1539 zurück. Mehr als 500 Jahre waren seit dem Tod des 94jährigen Bischofs vergangen. Zahlreiche Kriege, Auseinandersetzungen und Machtkämpfe überstanden die Reliquien im Meißener Dom unbeschadet. Ein Ereignis sollten sie jedoch nicht überstehen. Die Reformation.

Georg der Bärtige am Fürstenzug
Georg der Bärtige am Fürstenzug

Parallel zur Reformationsbewegung Martin Luthers bemühte man sich im katholischen Meißen bereits seit Ende des 15. Jahrhunderts um die Heiligsprechung Bennos. Ein besonderer Befürworter dieser Heiligsprechung war Georg der Bärtige, seines Zeichens Herzog des albertinischen Sachsens und großer Gegner von Luthers Lehren. Papst Hadrian sprach Benno dann am 31. Mai 1523 heilig. Mehr als ein Jahr später fand am 16. Juni 1524 die Erhebung der Reliquien in Meißen statt. Heute ist dieser Tag ein religiöser Gedenktag. Dies passte Luther gar nicht, der eine Verhinderung seiner Lehrverbreitung sah und sich stark „Wider den Abgott und Teufel, der zu Meißen soll erhoben werden“ einsetzte. Da die Reformation auch in Meißen erfolgreich war, war das Domkapitel zu Meißen sehr besorgt um ihre heiligen Reliquien, die sich hier in einem eigens errichteten Hochgrab befanden.

Zum Schutz der Reliquien – Weiter gehts nach Stolpen

Blick von der Burg Stolpen
Blick von der Burg Stolpen

Folglich entschied sich das Domkapitel 1539, die Reliquien Bennos auf, die in den letzten Jahren stark ausgebaute, Burg Stolpen zu schaffen. Die 47 km lange Strecke vom Meißener Dom entlang der Elbe und der Via Regia legte man vermutlich an einem Stück zurück. Das Wegenetz war nun deutlich besser ausgebaut als zu Bennos Zeiten. Hier oben auf der auf einem Basaltfelsen erbauten Burg Stolpen entschied man sich die Reliquien aufzubewahren. Lange blieben sie jedoch nicht hier. Bevor sie 1576 endgültig nach München verbracht wurden, wurden sie auch einige Zeit im Wurzener Dom aufbewahrt. Benno ist Schutzpatron von München und der heutigen Diözese Dresden-Meißen.

Burg Stolpen
Burg Stolpen

Auch wir begeben uns von unserer zweiten Zwischenstation Dresden auf die heute weit weniger gefährliche Zwischenetappe nach Stolpen. Auch wenn von Bennos Reliquien-Aufenthalt auf der Burg Stolpen heute nicht mehr viel zu sehen ist, lohnt ein Besuch der Burg dennoch. Zahlreiche Ausstellungen stellen die Geschichte und das Leben auf der Burg vor und berichten von ihrer bekanntesten Bewohnerin, August des Starken Mätresse Gräfin Cosel, die hier über 40 Jahre in Haft verbrachte. Doch das ist wieder eine andere Geschichte.

Zu Bennos liebstem Ausflugsziel – Nach Bautzen

Domschatzkammer Bautzen
Domschatzkammer Bautzen

Für mich und dich geht der Weg nun noch weiter in Richtung Bautzen. Der letzten Station auf der Benno-Route. Wir fahren vorbei an dichten Wäldern und intensiv bewirtschafteten Feldern entlang der B6, dem ehemaligen Bischhofsweg. Auch dies ist übrigens noch ein Relikt Bischof Bennos. Im Volksmund heißt es seit jeher als Zeichen für besonders fruchtbare Felder: „hier ist Bischof Benno gegangen“. Und entlang des Weges nach Bautzen sehen wir viele dieser Felder. Naheliegend, ist er doch hier auf seinen Reisen nach Bautzen mit Sicherheit mehrfach vorbeigekommen.

Felder bei Bischofswerda
Felder bei Bischofswerda

Für mich endet die Tagestour, die ihr am besten 10 Uhr morgens, zur Öffnungszeit von Albrechtsburg und Dom in Meißen startet, hier in Bautzen an der Domschatzkammer. Zahlreiche Reliqiuen und Kunstwerke unschätzbaren Werts befinden sich in den Räumen der Schatzkammer nahe des ebenfalls sehenswerten Bautzner Doms St. Petri. Einige von ihnen sind Zeugen aus Bennos Zeiten.

Wasserkunst in Bautzen
Wasserkunst in Bautzen

Fing meine Reise am Morgen am Dom in Meißen an, einem Gebäude, dass während der Reformation vom katholischen zum lutherischen Kirchengebäude umgewidmet wurde, endet die Reise nun hier am Dom Bautzen, der ersten Simultankirche Deutschlands. Seit 1543 nutzen sowohl römisch-katholisch und evangelisch-lutherisch Gläubige die Kirche gleichermaßen. Ein Gedanke, der dem friedliebenden Bischof Benno sicherlich auch gefallen hätte.

Wer mehr über das Leben und Wirken Bennos erfahren möchte, der kann sich freuen. Ein Video des Schlösserland Sachsen macht gerade Lust auf mehr. Doch seht selbst. Im Stile eines Blockbusters wird Bennos Leben hier schonmal eindrucksvoll angerissen.

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

 

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Kooperation des Schlösserland Sachsen.

Dir hat dieser Beitrag gefallen? Dann teile ihn doch deinen Freunden! Damit hilfst du mir, die Highlights in Sachsen noch bekannter zu machen.

WhatsApp
Facebook
Email
Pinterest
Twitter
LinkedIn
Skype
Telegram
Matthias
Matthias
Als gebürtiger Vogtländer, der in Chemnitz zur Berufsschule ging, in Dresden studiert und lebt, ist mir Sachsen ans Herz gewachsen. Meine Begeisterung über die Sehenswürdigkeiten des Freisaats möchte ich gerne mit anderen teilen. Mehr über mich und den Blog erfahrt ihr auf der Über mich-Seite

2 Antworten

  1. Die B 6 verläuft nicht im Zuge des Altstraßenkorridors der Via Regia, sondern der alten Frankenstraße, die von Nürnberg am Fuße des Erzgebirges im Zuge der B 173 und der B 6 verläuft und erst in Bautzen auf die Via Regia trifft. Heute symbolisieren der Ökumenische Pilgerweg (Jakobsweg) im Zuge der Via Regia und der Sächsische Jakobsweg im Zuge der alten Frankenstraße den Verlauf dieser alten Handels-, Heer- und Pilgerwege. Beide berühren Meißen nicht, was zwischen diesen Altstraßenkorridoren liegt, aber Verbindungswege zu diesen Altstraßen hatte, wie den Bischofsweg von Meißen zur Elb-Furt in Briesnitz Richtung Lausitz.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Inhaltsverzeichnis

Ganz neu für dich erkundet

Was fehlt hier noch?

Nu hier is aber was los!

Alle bisherigen Erkundungen in einer interaktiven Übersichtskarte.

Des is vielleicht och was fier dich!