Für Freunde des Gerstensafts hält die Albrechtsburg in Meißen noch bis 1. November eine besondere Ausstellung parat. In sieben Räumen wird die 1000jährige Geschichte des Biers in Sachsen präsentiert.Angefangen hat alles mit einem Angriff der Polen auf die Meißener Albrechtsburg. Ein im Jahre 1015 von polnischen Kriegern gelegter Brand wurde von tapferen Meißnerinnen mit einem Honigbier namens „medone“ gelöscht. Dieses Ereignis sorgte für die Ersterwähnung des Biers auf sächsischem Territorium. Seitdem hat sich allerhand um das „flüssige Brot“ zugetragen und es war nicht immer so einfach, wie heute Bier zu kaufen und zu verkaufen.
Die Kunst des Brauens vom Mittelalter bis heute
Das mittelalterliche Bier hat nicht viel gemein mit den heutigen Bieren. Weniger Alkohol als heute, dunkel, trüb und stark gehopft. Typisch zu dieser Zeit waren Einfachbiere, Doppelbiere und die bekannte Leipziger Gose mit säuerlichem Geschmack. Gebraut werden durften all diese Biere nur von bestimmten Schankwirten. Wenn überhaupt. Die Biermeile legte fest, wer Bier brauen und worin ausschenken und verkaufen durfte.
Das Brauen in Klöstern war eine weitere stetig wachsende Tradition. Das größte der über 60 bierbrauenden Klöster in Sachsen war bis zur Einführung der Reformation das Kloster Altzella.
Mit der steigenden Beliebtheit des Biers, richteten die Herrschaftshäuser auch die Aufmerksamkeit auf das Bräu. Steuern, wie der Pfannenzins, Brauzins oder das Biereimergeld führten zu steigenden Steuereinnahmen von Kirchen, Städten und Fürsten.
Im 19. Jahrhundert begann der Aufschwung der Aktienbrauereien, die es ermöglichten Miteigentümer der Brauereien zu werden. Besonders groß war der Ansturm bei der Waldschlösschenbrauerei. Um Qualitätsmaßstäbe zu setzen wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland das Reinheitsgebot stärker in den Vordergrund gerückt, nach dem bereits seit 1516 gebraut wurde. Während der Zeiten des Sozialismus gab es in der DDR nur zwei Brauereien, die sich explizit daran hielten. Das aus dem Dresdner Umland stammende Radeberger und das vogtländische Wernesgrüner, zu dieser Zeit auch Vogtlanddollar genannt.
Einen vollständigen Einblick in die sächsische Bierbraugeschichte gibt die Ausstellung auf der Albrechtsburg Meißen und vermittelt dabei auch noch eine Reihe weiterer wissenswerter Fakten und stellt über 250 Exponate aus.
Wissenswertes rund um das Sächsische Bier
Die ältesten Brauereien:
- Wernesgrüner Brauerei (1436)
- Privatbrauerei Schwerter aus Meißen (1460)
- Krostritzer Brauerei aus Krostitz (1534)
- Privatbrauerei Rechenberg (1540)
- Privatbrauerei Eibauer aus Eibau (1810)
Bedeutende Sächsische Erfindungen rund ums Bier:
- der Bierdeckel aus sog. Holzfilzplatten wurde 1892 von Robert Sputh aus Dresden erfunden
- die ersten Bügelglasflaschen mit Porzellanverschluss wurden in den 1880er Jahren in Dresden Löbtau maschinell gefertigt
Diese und viele weitere Informationen hält die Ausstellung in der Meißener Albrechtsburg parat. Im siebten und letzten Raum der Ausstellung kommt man dann, nach Stillung des Wissensdursts zur Stillung seines eigenen Dursts. Jede Woche verköstigt eine andere sächsische Brauerei ihre Biere. Kurz vorgestellt werden 2 Biersorten mit den jeweiligen Besonderheiten, die man danach verköstigen kann. Zudem kann man sich an dem Knacken eines Fahrradschlosses mit Promillebrille zu schaffen machen und Wissenswertes und Informatives, sowie Witziges zur Trinkkultur im Allgemeinen erfahren.
Sachsen – Land der größen Bäuche
Bleibt noch zu klären, was es mit den großen Bäuchen auf sich hat. Ganz einfach: Da Bier im Verruf steht, appetitanregend zu sein und den geneigten Trinker zu allerlei Knabbergebäck zu verführen. Und da ist der Sachse ganz oben, oder zumindest weit oben. Ob er die Biertrinkernation Bayern wirklich von Platz 1 verdrängt bleibt ungeklärt. Sicher ist, dass die Sachsen einen im bundesweiten Vergleich ziemlich große Bierproduktion haben. Mit ihren 200 Litern pro-Kopf-Produktion sind sie um stolze 93 Liter über dem Bundesschnitt. Sachsen ist mit seinen über 50 Brauereien eine Hochburg des Gerstensafts.
Informationen zur Ausstellung gibt es unter albrechtsburg-meissen.de
3 Antworten
Die Wernesgrüner Brauerei wurde bereits am 18.03.1436 das erste Mal urkundlich erwähnt – und sollte damit die älteste Sachsens sein.
Wieder was gelernt. Danke Sylvia!